Bundesweit erster „Doktor der Nachhaltigkeitswissenschaften“

Er darf sich bald „Dr. rer. sust.“ nennen: Mit Dominik Spancken hat erstmals ein Doktorand seine Dissertation im noch jungen Promotionszentrum Nachhaltigkeitswissenschaften der Hochschule Darmstadt (h_da) verteidigt. Mit Gründung des Promotionszentrums im Jahr 2019 wurde der akademische Grad eines Doktors der Nachhaltigkeitswissenschaften neu geschaffen. Die h_da ist die erste und bundesweit einzige Hochschule, die diesen Doktortitel verleiht.

Von Simon Colin, 10.7.2023

Dominik Spancken hat zu nachhaltigen Recycling-Kunststoffen promoviert und hat nun ein Jahr Zeit, seine Dissertation zu veröffentlichen. Nach Aushändigung der Promotionsurkunde darf er sich dann „Dr. rer. sust.“ (Doctor rerum sustinentium) nennen – und wird für sich behaupten können, Deutschlands erster Doktor der Nachhaltigkeitswissenschaften zu sein. Auch für die h_da ein besonderer Moment: Das Promotionszentrum Nachhaltigkeitswissenschaften ist das erste, das sie eigenständig betreibt. Seit 2016 besitzen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) in Hessen in besonders forschungsstarken Bereichen das Promotionsrecht und dürfen somit eigenständig Doktortitel verleihen.

„Für uns als forschende HAW ist der erste Doktor der Nachhaltigkeitswissenschaften natürlich ein Meilenstein“, sagt Prof. Dr. Nicole Saenger, Vizepräsidentin für Forschung und Nachhaltige Entwicklung der h_da. „Wir möchten mit unserem Promotionszentrum Nachhaltigkeitswissenschaften aber auch ein bundesweites Signal senden: Für den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr nachhaltigem Bewusstsein braucht es die fähigsten Köpfe, um aus der Wissenschaft heraus die nachhaltige Transformation zu unterstützen.“

Prof. Dr. Lars Rademacher, Leiter des Promotionszentrums Nachhaltigkeitswissenschaften der h_da: „Unser Fokus auf die interdisziplinäre Forschung ermöglicht die Bearbeitung neuer, Disziplinen übergreifender Fragestellungen, die typisch sind für Nachhaltigkeitsdiskurse. Problemstellungen im Kontext der Nachhaltigkeit sind fast immer mehrdimensional und multiperspektivisch, dem können interdisziplinäre Forschungsvorhaben in besonderer Weise Rechnung tragen.“

In seiner Doktorarbeit hat Dominik Spancken untersucht, wie sich konventionelle Kunststoffe in stark beanspruchten Bauteilen „Weißer Ware“ durch Recycling-Kunststoffe ersetzen lassen. Er zeigt am Beispiel eines Basisträgers einer Geschirrspülmaschine, dass sich dieses zentrale Bauteil bei nahezu gleichbleibender Qualität durch so genannte Rezyklat-Kunststoffe ersetzen lässt. Bei der Produktion dieser nachhaltigeren Kunststoffe ist bis zu zwei Drittel weniger Energie für deren Aufarbeitung nötig. Zugleich hat Dominik Spancken analysiert, wo industrieseitig Hemmnisse sind, auf nachhaltigere Kunststoffe umzusteigen. Hierzu zählen derzeit teils noch leicht höhere Kosten für Recycling-Kunststoffe und eine aktuell noch bessere und verlässlichere Verfügbarkeit konventioneller Kunststoffe.

„Dominik Spancken zeigt, wie sich technische und sozialwissenschaftliche Analyseansätze gewinnbringend kombinieren lassen, um Innovationen für eine Nachhaltige Entwicklung gesellschaftlich zu fördern“, sagt Prof. Dr. Andreas Büter, Experte für die Betriebsfestigkeit von Kunststoffen am Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik, der die Doktorarbeit betreut hat. „Damit dies gelingen kann, müssen die Perspektiven verschiedener Akteursgruppen in Industrie, Gesetzgebung oder Zivilgesellschaft berücksichtigt werden.“

Co-Betreuer Prof. Dr. Daniel Hanss, Experte für Umweltpsychologie und Nachhaltigkeit am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, ergänzt: „Genau hierzu bietet die vorliegende Arbeit – insbesondere im sozialwissenschaftlich geprägten Teil – wichtige empirische Erkenntnisse, aus denen sich Erfolgsfaktoren für den breiten Einsatz von Recyclingkunststoffen in anspruchsvollen Anwendungen ableiten lassen.“

Promotionszentrum Nachhaltigkeitswissenschaften

Im Promotionszentrum arbeiten Forschende der h_da aus den Bereichen Bau- und Umweltingenieurwesen, Chemie- und Biotechnologie, Elektrotechnik, Kunststofftechnik und Maschinenbau interdisziplinär mit Forschenden aus den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften, der Ökonomie und den Geistes- und Kommunikationswissenschaften zusammen. Die Forschung im Promotionszentrum richtet sich auf Prozesse und Produkte, die innovative Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. So können trans- und interdisziplinär ausgerichtete Promotionen in diesem Kontext durchgeführt werden. Einen ausführlichen Artikel über den Start des Promotionszentrums vor vier Jahren finden Sie ebenfalls auf impact.

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Simon Colin
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