Kanu aus Leichtbeton

„Skimwing“ heißt der riesenhafte, fliegende Wasserdinosaurier im Kinofilm „Avatar“. Angelehnt an seinen Look haben Bauingenieurwesen-Studierende der Hochschule Darmstadt ihr neues Betonkanu konstruiert. Mit ihm fahren sie zur 19. Betonkanu-Regatta in Brandenburg an der Havel. Dort messen sie sich mit Teams anderer Hochschulen und Ausbildungsstätten, an denen ebenfalls Baustoffkunde gelehrt wird. Doch zuvor tauften sie ihr blau-graues Betonboot im Baustofflabor am Campus Darmstadt.

Von Simon Colin, 12.6.2024

Fünf Meter lang ist das Leichtbeton-Kanu, 70 Zentimeter breit und wiegt nur gut 70 Kilo. Und es schwimmt. Gut 30 Studierende aus dem Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen waren an Konstruktion und Bau beteiligt, hatten sich dafür mehrere Monate mit den Eigenschaften von Beton beschäftigt und seine Grenzen ausgereizt. Ziel war, ein möglichst leichtes, schnelles und zugleich stabiles Betonkanu zu bauen, das auf der 200 Meter langen Wettbewerbsstrecke auf dem Beetzsee zudem eine gute Figur macht. Fachlich betreut wurden die Studierenden von den Betontechnik-Spezialisten Prof. Dr. Albrecht Gilka-Bötzow und Dr. Markus Schmidt.

Das h_da-Betonkanu wirkt einerseits schlank, elegant und stromlinienförmig, was dem Baustoffboot Schnelligkeit verleiht. Ein eher flacher statt spitzer Boden verstärkt wiederum den Tiefgang, macht das Kanu stabiler und besser kontrollierbar. An der dicksten Stelle ist seine Wand gerade einmal einen Zentimeter dünn. In den Beton ist eine so genannte Bewehrung aus Glasfasergelege eingearbeitet. Sie verleiht zusätzlich Stabilität und verhindert Risse und Brüche, indem sie die Zugspannungen aufnimmt.

Entworfen wurde das Betonkanu am Computer und wurde dann mit einer Holzschalung in Form gebracht. „Besonders wichtig war uns, Reibungsverluste zu verhindern, sie machen das Kanu langsamer. Daher haben wir die Oberfläche der Schalung zusätzlich glatt gespachtelt und anschließend mit Folie ausgekleidet, um Unebenheiten auszubessern“, erläutert Vanessa Eppig aus der studentischen Teamleitung.

Auch nachhaltige Aspekte haben die Studierenden im Blick. Zwar mussten sie einen Weißzement nutzen, um den Beton in den blau-grauen Farben des Skimwings einzufärben. Jedoch verwendeten sie hierfür einen Öko-Weißzement, bei dessen Produktion weniger CO2 ausgestoßen wird, als bei gängigen Weißzementen. Darüber hinaus konnten sie viele Rohstoffe aus dem bestehenden Fundus des h_da-Betonlabors nutzen und somit wiederverwerten. Und auch bei der Schalung wurde an die Umwelt gedacht, weshalb alle Bestandteile nach der Betonage wieder trennbar sind.

„Natürlich stehen bei diesem Projekt auch Spaß und Teamgeist im Vordergrund. Es ist aber auch ein etabliertes Wahlpflichtmodul in unserem Bauingenieurwesen-Studium, denn die Studierenden lernen hier abseits der Normen die Grenzen der Eigenschaften von Beton kennen und im Team ein komplettes Bauprojekt durchzuführen“, erläutert Prof. Dr. Albrecht Gilka-Bötzow den Hintergrund. Um auch sportlich für den Wasserwettkampf gerüstet zu sein, trainieren die Studierenden derzeit auf dem Riedsee in Biblis. In den kommenden Tagen startet dann der von den Studierenden selbst organisierte Transport des Kanus von Darmstadt nach Brandenburg an der Havel.

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