Fastda Racing Team Hockenheim

Sommerzeit, Rennsportzeit. Weltweit messen sich studentische Rennteams mit ihren neuen Boliden bei den Wettbewerben der Formula Student. Dann heißt es: Helm auf und ab auf die brütende Piste. Angesehen ist das Rennen am Hockenheimring, das seit inzwischen 20 Jahren stattfindet. Mit dabei: FaSTDa Racing, das Formula Student-Team der Hochschule Darmstadt mit seinem E-Flitzer „F25“. Das impact-Team war mit am Ring.
Von Simon Colin, 3.9.2025
Langsam rollt der F25 vor zur Startlinie. Dort steht ein Ordner mit einer blauen Pylone in der Hand. Lässt er den Verkehrskegel sinken, ist es der Startschuss für Theo Schubert. Dann zählt jede Millisekunde. Der Mechatronik-Student ist einer von vier Fahrerinnen und Fahrern des FaSTDa-Teams der h_da und wird gleich eine von vier Wettbewerbs-Disziplinen bei der Formula Student am Hockenheimring fahren: das Skid Pad. Das ist eine liegende Acht, deren Kreise zwei Mal in unterschiedliche Richtungen gefahren werden. Aus den jeweils zweiten Zeiten wird dann eine Durchschnittszeit errechnet.
Am Absperrzaun stehen FaSTDa-Teamleiterin Michelle Peters und Prof. Dr. Florian van de Loo vom Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik, der das Team betreut. Eine leicht nervöse Spannung macht sich breit. Dann sinkt die blaue Pylone. Theo Schubert rauscht auf die Piste und nimmt die erste Runde. Markiert sind sie mit gelben Pylonen. Werden sie umgefahren, gibt es Zeitabzug. „Ja, das war stark“, ruft Florian van de Loo, nachdem alle vier Runden geschafft sind. 5 Sekunden und 27 Millisekunden ist die Durchschnittszeit des h_da-Teams pro Kreis, die erfahrensten Teams kommen unter 5 Sekunden.
Doch Professor van de Loo ist zufrieden. „Seit wir die Rennwagen ausschließlich elektrisch bauen, ist es jetzt das erste Mal, dass wir uns voll und ganz aufs Fahren konzentrieren können. In den Vorjahren waren wir froh, technisch antreten zu können. Vom Verbrenner auf den Elektroantrieb war eine große Umstellung, da hat das Team eine riesige Lernkurve hingelegt.“ Theo Schubert lässt den Rennwagen derweil auslaufen und kommt etwas abseits der Piste zum Stehen. Sofort scharen sich mehrere Personen um den Wagen. Darunter Offizielle der Formula Student Germany, die den Wagen grundsätzlich nach jeder Disziplin auf Herz und Nieren prüfen.
Mit Feinschliff in die nächste Runde
„Die sind hier schon streng, damit der Wagen dem Reglement entspricht und sicher ist, dass zum Beispiel keine Flüssigkeit ausläuft“, erklärt Florian van de Loo. Und tatsächlich finden die Argusaugen etwas: der Abstand zwischen den Reifen und der Verkleidung ist minimal zu klein. Die Runde zählt nicht. Das h_da-Team darf einen zweiten Versuch starten, muss aber umgehend ausbessern. Mit Schleifpapier und Wasser machen sich die Studierenden an die Millimeterarbeit.
„Genauigkeit und Disziplin, dafür ist das Rennen hier am Hockenheimring bekannt“, sagt Theo Schubert, nachdem er das Skid Pad zum zweiten Mal ohne Fehler gefahren ist und sich nun nach und nach aus seiner Rennkleidung schält. „Der Wagen fährt sich wie ein aufgescheuchtes Wildschwein“, beschreibt er scherzhaft und meint damit das steife Rennfahrwerk des F25, das auf jede kleinste Unebenheit reagiert und erfordert, dass man das Auto immer und jederzeit unter Kontrolle haben muss.
Zwischenzeitlich bereitet sich Teamleiterin Michelle Peters auf eine weitere Renndisziplin vor: 75 Meter Beschleunigungssprint. Sie selbst wird den F25 fahren. „Ich finde es toll, dass wir hier in den dynamischen Disziplinen antreten können, habe aber auch Respekt“, sagt die Wirtschaftsingenieurwesen-Studentin. Gleich wird sie in den Wagen steigen und auf freier Strecke zunächst einmal Übungsrunden fahren: Beschleunigen, abbremsen, das Auto noch besser kennenlernen und bändigen können, darauf will sie sich konzentrieren.
Glück im Unglück für das h_da-Team
Gut 40 Studierende engagieren sich aktuell im FaSTDa-Team der h_da. Es sind Studierende aus ganz unterschiedlichen Studiengängen der Hochschule: Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen, Kunststofftechnik oder auch Optotechnik und Bildverarbeitung. Besonders gefragt sind mit Blick auf den E-Antrieb Studierende aus der Elektrotechnik. Gemeinsam bauen sie jedes Jahr einen neuen Rennwagen, ein straff organisiertes, interdisziplinäres Mammutprojekt, in dem die Studierenden wichtige Ingenieursfähigkeiten trainieren.
Der harte Kern des Teams ist einmal pro Jahr über mehrere Sommerwochen hinweg bei den Formula Student-Rennen dabei. Vor Hockenheim traten die Studierenden beim Wettbewerb in Österreich an, hatten dort aber den so genannten Regentest nicht bestanden. Der Sicherheitstest prüft, wie dicht die Batterie ist. Das h_da-Team hatte hierbei Glück im Unglück: mehrere Wochen lagen zwischen dem Rennen im Nachbarland und jenem am Hockenheimring. Unter Hochdruck gelang es den Studierenden, eine neue, noch bessere Batterie zu bauen.

Eine ganze Woche campen, leben und arbeiten die Studierenden nun am Hockenheimring. Zusammen mit mehr als 80 Teams aus aller Welt. Nach den einzelnen Wettbewerbsdisziplinen kommt der F25 jeweils ins so genannte Pit, eine Garage, in der noch mal ausgebessert oder repariert werden kann. Eine hohe Taktung und ein echter Knochenjob für die Studierenden, teils bis spätabends. Da kann es schon mal passieren, dass sich zwischen Technik und Ersatzteilen ein schlummerndes Teammitglied findet, das verlorenen Schlaf nachholt. Und dabei sogar einigermaßen Ruhe findet. Es ist verhältnismäßig leise auf dem riesigen Areal des Hockenheimrings, seit die Formula Student nur noch elektrisch fährt. Röhren, Dröhnen und Abgase gehören weitestgehend der Vergangenheit an.
Steile Lernkurve, super Gefühl
Prof. Dr. Florian van de Loo findet es gut, dass die Formula Student diesen Weg geht. „Mit unserem Verbrenner waren wir erfolgreich, er war aber auch ausgereizt“, sagt er. „Was unsere Studierenden nun am Auto lernen, ist viel wert. Solche Fachleute werden in der Industrie stark gesucht.“ Doch der Umstieg vom Verbrenner hin zum Elektroantrieb war für das FaSTDa-Team auch herausfordernd. Unter der Haube muss ein vollkommen neuer Wagen konstruiert werden. Da galt es, manchen Rückschlag und manche Frustration wegzustecken. Erfahrungen, die auch andere studentische Rennteams machen mussten. Der Wandel in der Automobilentwicklung beginnt eben schon im Studium.
Doch das Engagement lohnt sich, findet Theo Schubert. „Wenn eine Vorlesung 30 Prozent des Studienerfolgs ausmacht, bringt FaSTDa die restlichen 70 Prozent“, rechnet er vor. „Durch mein Engagement hier habe ich eine steile Lernkurve hingelegt. Das ist ein super Gefühl.“ Diese Erfahrung teilen auch die übrigen Teammitglieder. Nach Hockenheim ging es gemeinsam noch zum Formula Student-Rennen im französischen Lyon. Dort erreichte das h_da-Team in der Skid Pad-Disziplin in der Gesamtwertung Platz 2: Der erste große Treppchen-Erfolg für die Studierenden mit ihrem Elektro-Renner. Damit ist die Rennsaison 2025 für das FaSTDa-Team nun erfolgreich abgeschlossen. Schon im Herbst richten die Studierenden den Blick dann auf den F26. Und auf eine weitere Neuerung: die Entwicklung eines autonomen, fahrerlosen Systems.
Kontakt zur h_da-Wissenschaftsredaktion
Christina Janssen
Wissenschaftsredakteurin
Hochschulkommunikation
Tel.: +49.6151.533-60112
E-Mail: christina.janssen@h-da.de
Fotografie: Markus Schmidt
Links
Website Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik
Instagram: fastda_racing