Preiswürdig: Innovationen aus der Informatik

Erstmals geht der Dörte-Wörner-Innovationspreis der h_da gleichgewichtig an zwei Gründungsprojekte aus dem Informatikumfeld. Die Controlware Stiftung als Sponsor des Preises hat hierfür das Preisgeld auf zweimal 10.000 Euro verdoppelt. Ausgezeichnet wurde „Amon“, ein System, das autistischen Kindern mit visuellen Impulsen im Alltag hilft, den Grundstein für ein selbstständiges Leben zu legen. Der zweite Hauptpreis ging an die Installation „You“, die Nutzerinnen und Nutzer sozialer Netzwerke zum sensibleren Umgang mit ihren Daten bewegen möchte.

Lisa-Marie Rosendorff und Marie A.C. Steinbrügge haben Amon als Bachelorarbeit im Studiengang Interactive Media Design an der Hochschule Darmstadt entwickelt. Amon hilft autistischen Kindern, Alltagsaktivitäten per intelligent vernetzter Technik in einzelne Schritte zu unterteilen. So sollen sie unabhängiger von ihren Eltern alltägliche Prozessabläufe lernen und zukünftig selbstständig bewältigen. Das Amon-Konzept veranschaulicht dies am Beispiel des Zähneputzens. Zum modularen Konzept gehören sogenannte Pucks, kleine, runde Buttons, die zum Beispiel an der Zahnpasta und dem Becher angebracht werden. Sie pulsieren und geben dem Kind dadurch Hinweise, welcher Schritt als nächstes ansteht. Zusätzliche Buttons mit Piktogrammen, sogenannte Fixpunkte, zeigen dem Kind, bei welchem Schritt es sich gerade befindet. Über eine App steuern die Eltern Amon und erhalten hierüber auch Informationen zu den Fortschritten ihres Kindes.

Ebenfalls im Studiengang Interactive Media Design ist You entstanden. Elina Faber, Sarah Lerch, Jan Meininghaus und Domenika Tomasovic haben die Installation als Semesterarbeit entwickelt. Sie möchten Nutzerinnen und Nutzer von sozialen Netzwerken damit konfrontieren, wie viele personenbezogene Daten sie preisgeben und wie sich diese theoretisch missbrauchen lassen. Dazu verwendet You ein Bild vom Gesicht und den Benutzernamen einer Person und vergleicht diese mit den Profilbildern auf verschiedenen sozialen Netzwerken. Die gefundenen Daten werden dann verwendet, um personalisierte Nachrichten an die Person zu senden und Bilder aus den sozialen Netzen auf Bildschirmen anzuzeigen. Der Person wird im Anschluss ihr gesammeltes Profil gezeigt und sie bekommt die Möglichkeit, ihre lokal gesammelten Daten über einen Buzzer zu löschen.

Prof. Dr. Heinz-Erich Erbs vom Fachbereich Informatik der h_da, Juryvorsitzender des Dörte-Wörner-Innovationspreises sagt: „Beiden Preisträgerprojekten gelingt es, sich konsequent an Bedürfnissen von Nutzerinnen und Nutzern zu orientieren. Damit haben sie einen gesellschaftlichen und sozialen Mehrwert und sind nah dran an der Lebensrealität.“ Ein weiteres Projekt von h_da-Studierenden hat es in die Finalrunde des Dörte-Wörner-Innovationspreises geschafft: Das Konzept des Kassenbons durch ein digitales Pendant zu ersetzen sieht das Projekt „ViBo“ vor, entstanden im Studiengang Informatik dual – KITS. Hierbei spielen auch nachhaltige Überlegungen eine Rolle, insbesondere die Einsparung von Papier.

Der Dörte-Wörner-Innovationspreis wird seit 2016 verliehen. Er richtet sich an Mitglieder der Hochschule Darmstadt und seit diesem Jahr erstmals auch an Mitglieder der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart und der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Seit Mai 2019 konnten Interessierte aus den drei am Wettbewerb teilnehmenden Hochschulen ihre Geschäftsideen aus dem Informatikumfeld ausarbeiten und profitierten hierbei von Gründungs-Coachings, etwa hinsichtlich der Erstellung eines Businessplans. Eine siebenköpfige Jury mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Unternehmen selektierte aus den eingereichten Gründungsideen schließlich die Finalistinnen und Finalisten.

Sponsor des Dörte-Wörner-Innovationspreises ist die in Dietzenbach ansässige Controlware Stiftung. Namensgeberin ist die Vorständin der Stiftung. Durchgeführt wird der Wettbewerb vom Zentrum für Angewandte Informatik an der Hochschule Darmstadt.

Autor

Simon Colin
Oktober 2019

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